Geschichte
Kanu in Meißen seit 1925
Am 14.07.1925 gründeten die Arbeiterschwimmer um Fritz Scherfig eine Arbeiterbootsabteilung mit einem Holzboot und 2 Blechbooten. Ende 1925 waren es bereits 7 Boote, welche im Winterhafen untergebracht werden mussten. 1926 wurde ein Keller in der Geipelburg zur Unterbringung der Boote unter erhebliche finanzielle Opfer ausgebaut. Doch Ende des Jahres war auch dieser schon wieder zu klein und ein zusätzlicher, gemieteter Möbelwagen diente zur Unterbringung der zusätzlichen Boote. Es musste ein neues Domizil gefunden werden.
Die Stadt stellte einen Teil des Geländes vom Pumpenhaus des E-Werkes zur Verfügung. Es wurde ein Erbpachtvertrag geschlossen und unter der Arbeiterschaft in allen Betrieben um finanzielle Unterstützung gebeten. Baubeginn war im Frühjahr 1928. Errichtet wurde das Haus ausschließlich durch freiwillige Einsätze der Arbeiterschaft. Während der Zeit der Aussperrungen in der Metallindustrie ging es besonders schnell voran.
So konnte nach 14-monatiger Bauzeit das Bootshaus am 26.05.1929 feierlich eingeweiht werden. Am Vortag kamen schon 50 Dresdner Wassersportler zur Einweihung. Zu dieser waren dann ca. 100 Boote auf der Elbe. Viele Fahrten wurden in der damaligen Zeit auf der Elbe und in der Umgebung absolviert. Und somit konnten in dem Verein 1929 10473 gepaddelte km verbucht werden.
Doch lang sollte die Freude nicht anhalten. Im Jahr 1933 wurden alle Arbeitersportvereine aufgelöst, bzw. mussten sich den nationalistischen Bewegungen anschließen. Dies wollten die Sportler aber nicht und somit wurde das Bootshaus, welches aus eigener Kraft errichtet wurde, enteignet. Die SA-Marine-Kameradschaft nutzte das Haus zu Ausbildungszwecken. Es wurde umgebaut, so dass auch Kutter darin Platz fanden. Stützpfeiler spielten dabei keine Rolle. In diesen Jahren war das Haus sehr runtergekommen, da nichts gepflegt wurde. Otto Zawidzki hielt damals die Arbeiter-Kanu-Jugend beisammen und traf sich heimlich mit ihnen zum Paddeln. Dies blieb aber nicht verborgen und er musste für 7 Monate ins KZ Sachsenburg.
Erst 1946 fanden sich auf Initiative von Werner Steinborn wieder Paddler zusammen. Viele waren es nicht, welche dem Aufruf folgten, aber einige begannen einen Neuanfang. Von der Stadt erhielten sie das Bootshaus des Arbeitersportvereines, welches schon fast eine Ruine war. Bis 1949 dauerte der mühsame Wiederaufbau, da nach dem Krieg kaum etwas vorhanden war. Doch schon in dieser Zeit wurden die ersten Wettkämpfe bestritten. 1947 wurde die erste Regatta auf der Elbe organisiert und 1948 nahmen die Kanuten das erste Mal an der Landesmeisterschaft im Kanu-Slalom teil. Das war der Anfang des Slalomsportes in Meißen.
Im Jahr 1949 wurden in dem Verein bereits 16.000 km gepaddelt. Der Verein ging in Trägerschaft der Porzellanmanufaktur Meißen und gehörte somit der BSG Chemie Meißen an.
Am 18.5.1952 fand der erste Landesoffene Kanu-Slalom-Wettkampf zwischen den Elbbrücken in Meißen statt. Unsere Sportler waren sehr erfolgreich unterwegs. Sie kämpften sich vom 22. auf den 5. Platz im Republik-Vergleich vor und waren die besten im Bezirk. 5 Sportler stiegen in die Meisterklasse und unter anderem Annelies Seidel in die Republik-Klasse auf. Auf Grund ihrer Leistungen wurden Sigfried Münch, Werner Pospischil und Werner Ebermann in die Kernmannschaft der DDR berufen.
Horst Klose holte 1953 bei den Gesamtdeutschen Slalom-Vergleich den Sieg. Annelies Seidel, mittlerweile nach Leipzig gewechselt, nahm 1957, 1959, 1961 und 1963 an den Weltmeisterschaften teil. Im Kanu-Slalom holte sie 2x mal den Vizemeister und im Wildwasser-Rennen 2x den Weltmeistertitel. Ihr eiferte Edith Nickel nach, welche 1960 von uns nach Leipzig wechselte. Auch sie nahm 1961 an den Weltmeisterschaften im Kanu-Slalom teil.
1961 errichteten die Sportler 2 Garagen. Ein Motorschuppen musste her, denn seit 1957 gab es einen neuen Trend, ein Außenbordmotor für die Faltboote. Damals wurde die Hälfte der km mit Motor gefahren.
Anfang der 60er gab es immer weniger Nachwuchs und auch an Trainern mangelte es. Aber auch die anderen Sportler im Verein fanden immer weniger Zeit. Die Vermutung lag nahe, dass durch Kauf von Auto und Fernseher sich die Interessen verschoben hatten. Heutzutage ist das Angebot ja noch viel größer. Karl Dost übernahm damals die Vereinsführung von Reinhold Krappe.
Von 1962 bis 1977 gibt es kaum Unterlagen über unseren Verein. Auch von den anderen Kanu-Vereinen ist kaum etwas bekannt. Gegenüber der Burg gab es Anfang der 50er Jahre eine Polizeisportgruppe Dynamo im Kanu-Rennsport. In der gleichen Zeit gründete sich im Wettiner Garten die Kanu-Abteilung der BSG Motor Meißen. Auf Grund der Mangelwirtschaft in der DDR konnte das Domizil im Wettiner Garten 1985 nicht mehr aufrechterhalten werden und der Verein wurde in die BSG Chemie Meißen integriert. Dies hat dem Wandersport neuen Auftrieb gegeben.
Ende der 60er ging es auch mit dem Kanu-Slalom langsam wieder aufwärts. Sigrid Kriegel hatte „Blut“ geleckt. Als sehr gute Sportlerin ging 1974 Evelyn Becker nach Leipzig. Die entscheidende Wende kam dann 1977. Familie Heinecke zog in das Triebischtal und es wurde eine Trainingsstrecke oberhalb des Buschmühlenwehres aufgebaut. Sigrid Heinecke (sie trug die Verantwortung für Kanu-Slalom), Peter Heinecke und Micha Arold haben als Trainer den Verein vorangebracht.
Mit dem Training auf dieser Strecke kamen auch die Erfolge zurück. In den 80iger Jahren gewannen Karin Kelker, Corina Dietrich und Yvonne Preußer die DDR-Meisterschaft. Viele andere vordere Platzierungen wurden bei den DDR-Meisterschaften, Präsidentenpokal, Bezirksmeisterschaften und anderen Wettkämpfen errungen. 1982 wurde Corina Dietrich erstmals in das Junioren-Nationalteam der DDR berufen.
Nach Karl Dost übernahm 1979 Jürgen Suswedyk die Leitung des Vereines. Dadurch kam neuer Schwung in die Abteilung Kanu der BSG Chemie Meißen. Ende der 80iger Jahre sollte ein neuer Sanitärtrakt errichtet werden. Jürgen brachte den Verein auch über die Wende. Dies bedeutete aber auch einen Baustopp des angefangenen Anbaus, denn die Porzellanmanufaktur stellte Rückübertragungsansprüche auf das Gelände. Nach der Neugründung des Vereines nach bundesdeutschem Recht standen erst einmal die beruflichen Anforderungen für ihn im Vordergrund. Somit übernahm Herbert Doliner im Jahr 1991 den Verein. Ihm ist es zu verdanken, dass es einen Bootshausdienst in der Saison gibt. Damit ist diese Last auf viele Mitglieder verteilt. Auch anfallende Arbeiten können so gleichzeitig mit erledigt werden.
1991 nahmen die Sportler der SG Kanu Meißen e.V., so heißen wir seit der Neugründung, erstmals an den Deutschen Meisterschaften teil. Jan und Anja Heinecke gingen ’93 bzw. ’94 nach Leipzig. Sie gewannen dort Deutsche Meistertitel und Jan wurde Vize-Europameister.
1997 wurden wir anerkannter Talentestützpunkt im Kanu-Slalom und neue Sportler wurden herangezogen. Den ersten deutschen Meistertitel für unseren Verein holte 1999 Johanna Bens. Weitere sollten bis heute noch folgen, so von Toni Merker, Tillman Günz, Tim Gerstäcker, Albrecht Reichel, Andrea Herzog, Ben Fröhlich, Jana Reiche, Emma und Nele Bayn, Jonas Schumann, Til Fröhlich, Helene Schneider, Lena Götze, Maximilian Herrschuh und Hugo Jahn. Aber auch international wurden beachtliche Erfolge errungen. Normalerweise ist es ja schon ein Erfolg, überhaupt am einer EM oder WM teilzunehmen. Aber diese Erfolge wurden auch noch gekrönt. Franz Anton errang 2007 den Europameistertitel und Mirko Arold und Maik Wiedemann wurden 2008 Europameister. Den größten Erfolg für unseren Verein aber errang Andrea Herzog 2015 mit dem Sieg bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Brasilien. 2016 nahm Franz Anton (mittlerweile für Leipzig startend) an den Olympischen Spielen in London teil und verpasste das Treppchen nur knapp. Aber auch Andrea Herzog sollte 2020 an den Olympischen Spielen in Tokio teilenehmen (auch für Leipzig). Diese wurden aber auf Grund der Corona-Pandemie auf das Jahr 2021 verschoben.
Zu Recht wurden wir 2014 zum zweiten Mal mit dem Grünen Band für ausgezeichnete Nachwuchsarbeit ausgezeichnet. Solche Erfolge sind nur mit engagierten Trainern und Eltern möglich. Nachdem Siggi, Peter und Micke über lange Jahre als Trainer die Slalom-Abteilung betreuten, kam 1999 Anja Heinecke hinzu. Seit 2009, da wurde uns der Landesstützpunkt Oberelbe schon seit einem Jahr übertragen, unterstützen uns auch Maik Wiedemann und Mirko Arold als Trainer. Sie haben mittlerweile den Trainerschein B. Weitere Unterstützung kam seit 2012 mit Gisela Reiche (bis 2018) und seit 2015 mit Alexander Herrschuh. All diesen Trainern möchte der Verein seinen aufrichtigen Dank aussprechen dafür, dass sie nicht nur das Training in der Woche absolvieren, sondern auch am Wochenende mit unseren Kindern die Wettkämpfe besuchen und ihren Urlaub opfern, um die Trainingslehrgänge im Sommer abzusichern.
Aber kommen wir zurück zum allgemeinen Verein. 1997 übernahm Hella Kunath den Verein. In ihrer Zeit wurde großes geleistet. Den Sanitäranbau, auf welchem immer noch ein Baustopp lag, wurde vollendet. Dazu war es nötig, einen Pachtvertrag mit der Stadt abzuschließen. Dies war Voraussetzung dafür, dass wir Fördermittel erhielten. Es war eine Investitionssumme von 100.000,00 DM. Der Eigenanteil des Vereines wurde durch die eigene Bauleistung erbracht. Mit diesem Vorhaben wurde auch gleich das Dach erneuert, wodurch wir sicher erst einmal 30 Jahre Ruhe haben.
Aber ein großer Rückschlag sollte kommen. Im August 2002 schlug das Jahrhunderthochwasser bei uns zu und dies gleich zweimal. Bei der Slalomstrecke wurde die Brücke weggerissen, der Umkleideraum und Bootsunterstände zerstört sowie das Gelände verwüstet. Im Bootshaus stand das Wasser über 2,50m hoch. Die neue Heizung wurde unbrauchbar. 4 Container Schutt mussten weggebracht werden. Diese Hürde wurde aber mit Hilfe vieler Spenden und dem Einsatz der Mitglieder gemeistert. Der Schaden lag damals bei ca. 40.000 €. Durch der Stadt zusätzlich gespendeten Gelder, welche diese an uns weiterreichte, konnten wir die Außenverkleidung des Boothauses erneuern.
Es sollte aber nicht das letzte Hochwasser sein. 2006 stand das Wasser ca. 50 cm im Bootshaus und 2010 wurde das Slalomgelände überflutet, so dass der Brückenabgang erneuert werden musste. Dies war die Forderung von uns an den Staatsbetrieb Sächsisches Bau- und Immobilienmanagement (SIB), bevor wir im Jahr 2012 das Slalomgelände von der SIB kauften. Im Vorfeld hat Udo Richter, mittlerweile seit 2008 als Vorsitzender im Amt, ca. 80 verschiedene Betriebe und alle Mitglieder mit der Bitte um Spenden angeschrieben. Dadurch war es uns möglich, das Gelände zu erwerben.
Das nächste Hochwasser sollte dann schon 2013 wiederkommen. Diesmal waren wir zwar etwas besser vorbereitet, denn wir wussten was zu tun war, aber die Schäden waren bei weitem höher. Insgesamt wurden durch die Gutachten Schäden von ca. 500.000,00 € ausgewiesen. 100.000,00 € im Bootshaus und 400.000,00 € beim Slalomgelände. Wieder erreichten uns viele Spenden. 22.000 € waren es diesmal. Weitere Gelder kamen von der arche noVa – Initiative für Menschen in Not. Somit konnten wir viele Schäden beseitigen. Was nicht gelang, war die Auflandungen im Triebischbett, sowie die Uferbefestigungen entlang unserer Trainingsstrecke. 2015 wurden auch die Bauarbeiten im Triebischtal beendet. Hier möchte sich der Verein ganz besonders bei dem ehemaligen Mitglied Norbert Heß bedanken, welcher uns als Architekt immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Nicht zu vergessen ist auch der Einsatzt unserer Mitglieder und weiterer Helfer zu allen Hochwassern.
Nun noch mal zum Wandersport. Als diesen möchten wir es auch verstehen, denn die Außenbordmotoren gibt es bei uns schon lange nicht mehr. Die Wanderfahrten unserer Mitglieder reichen von Deutschland über Schweden, Italien bis nach Kanada. Also doch schon recht aktiv. Können wir doch in den letzten Jahren immer zwischen 10.000 und 15.000 Kilometer für den Sächsischen Kanuverband verzeichnen. Damit sind wir von der Gesamtkilometerzahl einer der aktivsten Vereine in Sachsen.
Wir haben auch eine Reihe von Traditionsfahrten welche wir unbedingt noch mit erwähnen möchten. Im Frühjahr laden wir immer zu unserer Otto-Zawidzki-Fahrt ein. Diese führt von Königstein nach Meißen. Im Andenken an einen Sportfreund der ersten Stunde und verdienstvollen Widerstandskämpfer gegen die Nazi-Diktatur führen wir diese Fahrt schon seit 1986 durch. Es gibt einen Wanderpokal, nicht für den ersten und auch nicht für den letzten Platz, sondern für die- oder denjenigen, die/der der Durchschnittszeit aller Teilnehmer am nächsten kommt. Ein weiteres Highlight ist der „Bekloppten-Marathon“ von Meißen nach Magdeburg in 2 Tagen. Dies zieht immer wieder ca. 50 Sportler an. Bernd Haberland und Volkmar Leipner haben diese Tour bis 2008 geleitet. Seit 2009 organisiert diese Norbert Rupp und wird von Udo Richter begleitet. Die dritte Fahrt im Jahr, die wir im DKV-Kalender haben, ist die Weinfestfahrt von Pirna nach Meißen. Auch diese wird von unseren Gästen gut angenommen. Des Weiteren war unser Bootshaus in den letzten Jahren oft Station der internationalen Elbefahrt mit vielen Gästen aus dem In- und Ausland. Meißen wird dadurch für spätere Paddeltouren bekannter.
Was noch ganz wichtig ist: Seit 2002 sind wir unter www.kanu-meissen.de zu erreichen. Unser herzlicher Dank gilt Jan Heinecke, der die Internetseite entwarf, erneuerte und in der gesamten Zeit betreute. Inhaltlich muss diese nun von uns weiter gefüllt werden. Volkmar Leipner war hier sehr emsig dabei. Unser Aufruf an alle Mitglieder: Erstellt Berichte von den Fahrten, an welchen ihr teilnehmt! Nur so können wir unsere Homepage weiter mit Leben füllen.
14.07.1925
Gründung des Vereins
26.05.1929
Einweihung Bootshaus
26.05.1929
1933
Zwangsauflösung
1946
Neuanfang
1946
1949
BSG Chemie Meißen
18.05.1952
1. Landesoffene Kanu-Slalom-Wettkampf in Meissen
18.05.1952
1991
Teilnahme Deutsche Meisterschaft
1997
Anerkannter Talentstützpunkt
1997
2002
Jahrhunderthochwasser
Abteilungen
In unserem Verein gibt es folgende Abteilungen.
Vereinsmitglieder
Stand 1.1.2024
männlich | weiblich | zusammen | |
---|---|---|---|
Kinder/Jugendliche | 18 | 9 | 27 |
Erwachsene | 32 | 25 | 57 |
Senioren | 24 | 14 | 38 |
Gesamt | 74 | 48 | 122 |